Gesundheitsförderliche Führung – Herausforderungen durch hohe Arbeitsbelastungen
Ao.Univ.-Prof. Dr.phil. Paulino Jiménez
Arbeits- und Organisationspsychologie, Universität Graz
Führungskräfte können nur im Rahmen der Möglichkeiten agieren, die ihnen gegeben werden. Besonders bei hohen Arbeitsbelastungen stehen sie vor einer doppelten Herausforderung: Zum einen müssen sie selbst mit den eigenen Belastungen umgehen, zum anderen sind sie dafür verantwortlich, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass ihre Mitarbeiter:innen die geforderten Aufgaben gesund und effizient bewältigen können. Oftmals wird von Führungskräften erwartet, nahezu „Übermenschliches“ zu leisten.
Unsere Forschung zur gesundheitsförderlichen Führung zeigt, dass Führungskräfte in verschiedenen Bereichen aktiv Einfluss nehmen können: Dazu gehören eine gute Arbeitsorganisation, das Einräumen von Handlungsspielräumen, das Geben von Anerkennung, das Erleben von Gerechtigkeit, das Schaffen eines Gemeinschaftsgefühls sowie das Vermitteln von Werten und Gesundheitsbewusstsein. Auch die Erreichbarkeit und das aufmerksame Zuhören spielen eine zentrale Rolle. Sind diese Faktoren gut ausgeprägt, ermöglichen sie gesundes, motiviertes Arbeiten bei hoher Leistungsbereitschaft.
Jedoch zeigen sich auch, dass der steigende ökonomische Druck in vielen Organisationen, insbesondere in Krankenhäusern, die Belastungen verstärkt und die Ressourcen zunehmend erschöpft. Führungskräfte stoßen zunehmend an ihre Grenzen und können immer weniger als Puffer fungieren, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassend zu unterstützen.
In meinem Vortrag werde ich empirische Ergebnisse aus der allgemeinen Forschung und unserer eigenen Arbeit vorstellen, die diese Prozesse verdeutlichen und Schlussfolgerungen ableiten. Besonders deutlich wird: Führungskräfte benötigen Unterstützung, um ihre Rolle in stark belastenden Arbeitsfeldern wie der Pflege und im Krankenhauswesen wahrnehmen zu können. Zudem ist es von entscheidender Bedeutung, die wertvolle Arbeit dieser Bereiche umfassend anzuerkennen und die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine qualitativ hochwertige Versorgung zu schaffen.