Das Second Victim Phänomen- Grundkenntnisse und Tipps zur Führung und Organisationskultur
Dr.in Eva Potura
Leiterin der Abteilung Qualitätsmanagement und Zertifizierungen, Gesundheit Österreich GmbH
Von unerwünschten, schwerwiegenden Ereignissen sind nicht nur Patientinnen und Patienten betroffen, sondern auch das involvierte Personal. Als Second Victim bezeichnet man eine im Gesundheitswesen tätige Person, die aufgrund ihrer Beteiligung an einem schwerwiegenden Ereignis (tragische Todesfälle, Gewalt, medizinischer Fehler, Großschadenereignisse) persönliche oder berufliche Auswirkungen (Traumatisierung, Beeinträchtigung) verspürt.
Schwerwiegende Ereignisse und besondere Belastungssituationen stellen, auch für routinierte Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen, eine große Herausforderung dar und wirken sich nachhaltig auf Motivation, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit aus. Ausnahmesituationen führen bei betroffenen Mitarbeitenden oft zu einem Verlust des persönlichen Sicherheitsgefühls, einige Personen entwickeln psychische Probleme wie Depressionen, Angstzustände oder posttraumatische Belastungsstörungen. Dies kann unmittelbare Auswirkungen auf die Patient:innensicherheit zur Folge haben.
Führungskräfte spielen eine entscheidende strategische und operative Rolle bei der Schaffung offener, transparenter und mitfühlender Kulturen, in denen Dialog und Verständnis für diejenigen stattfindet, die vom Phänomen des „Second Victim“ betroffen sind. Führungskräfte sind aber mitunter selbst betroffen.
Wie können Führungskräfte und Organisationskulturen über das Phänomen lernen, die Organisationskultur verbessern und betroffene Mitarbeiter:innen sinnvoll unterstützen?
Welche Arten der Unterstützung sollen auf welchen Ebenen angeboten werden?
Es wird der Umgang mit Patient:innen nach einem Ereignis beleuchtet, indem erforschte und evidenzbasierte Prozesse zur Offenlegung und Transparenz für Mitarbeiter:innen, Patient:innen und Organisation erklärt werden. Ebenso wird der wirtschaftliche Aspekt miteinfließen. Die in Österreich in verschiedenen Berufsgruppen durchgeführten Studien zu Prävalenz, Ursachen und gewünschten Hilfsangeboten werden präsentiert.
Leicht zu etablierende, umsetzbare und praxisnahe Tipps für Führungskräfte und Organisationseinheiten werden vermittelt, um zur Prävention beizutragen.